Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten

Dissertation über das Kärntner Brillenschaf

Die "Untersuchungen zur genetischen Variabilität der Kärntner Brillenschafe in Österreich" wurde von Frau Dr. Katharina Schwend am Institut für Tierzucht und Genetik an der Veterinärmedizinischen Universität Wien in der Zeit von 1999 bis 2001 verfasst. Dank gilt im Besonderen der Fielmann AG Hamburg für die finanzielle Unterstützung, durch die diese Arbeit erst ermöglicht wurde.

Zusammenfassung der Dissertation

Das Kärntner Brillenschaf ist eine der gefährdeten Nutztierrassen Österreichs. Es ist im Laufe des 19. Jahrhunderts in Kärnten aus Kreuzungen der damaligen Landschafe mit italienischen Bergamaskerund v.a. Paduanerschafen entstanden. Es war aufgrund seiner Größe und seiner Robustheit ein sehr beliebtes Schaf und in weiten Teilen Österreichs verbreitet. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden jährlich an die 30 000 Kärntner Schafe nach Frankreich und etwa 14 000 in die Schweiz verkauft. Noch im Ersten Weltkrieg und in der Zeit danach schätzte man diese Schafe aufgrund ihrer Größe und der hervorragenden Schlachtleistung. Im Jahre 1939 kam es im Zuge der "Rassenbereinigung" zu einer fast vollständigen Verdrängungskreuzung mit "reinweißen" Bergschafen. In kleinen Beständen konnte sich das Kärntner Brillenschaf jedoch vereinzelt halten und vor etwa 10 Jahren begann man mit der gezielten Erhaltungszucht. Aus zunächst 17 weiblichen und sechs männlichen Tieren hat sich der Bestand in Österreich heute entsprechend stabilisiert. In Zusammenarbeit mit dem "Verein der Kärntner Brillenschafzüchter Alpen-Adria" wurden 767 Brillenschafe mit 11 DNA-Mikrosatellitenmarkern untersucht. Anhand dieser Daten wurde die genetische Diversität der Kärntner Brillenschafpopulation bestimmt und mit der genetischen Diversität anderer Schafrassen verglichen. Eine mittlere Anzahl an Allelen pro Locus von 10,09 ± 2,95 und eine "gene diversity" von 73 % zeigen keine Einschränkung der genetischen Variabilität der heutigen Kärntner Brillenschafpopulation an. Die Variabilität der Mikrosatellitenmarker wurde auch dazu genutzt, die Abstammungsangaben im Herdebuch zu überprüfen. Alle 11 Marker kombiniert ergaben eine Ausschlusswahrscheinlichkeit von über 99 %. Von insgesamt 668 Abstammungsangaben, die kontrolliert waren, mussten 17,62 % der Böcke und 18,40 % der Mutterschafe von der Elternschaft ausgeschlossen werden.

Ein weiteres Ziel war es, die genetische Differenzierung der Kärntner Brillenschafe gegenüber anderen Schafrassen zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass die untersuchten vier Schafrassen Kärntner Brillenschaf, Bergschaf, Villnößer Schaf und Texelschaf durchaus genetisch differenzierte Populationen darstellen, der Grad der Differenzierung jedoch als mäßig zu bewerten ist. Das Kärntner Brillenschaf steht genetisch den Villnößer Schafen am nächsten und die Texelschafe sind, wie erwartet, von den drei alpinen Rassen am weitesten distanziert. Für die Zuordnung eines unbekannten Tieres zu seiner Ursprungsrasse anhand des Genotyps erwiesen sich diese 11 Marker für die vier untersuchten Rassen als unzulänglich. Auch der sichere Nachweis eines Kreuzungstieres zwischen den Rassen war nicht möglich.

Die gesamte Dissertation steht im Downloadbereich zur Verfügung